top of page

Corona-Alltag für Familien

  • Autorenbild: henrikepost
    henrikepost
  • 5. Jan. 2022
  • 8 Min. Lesezeit

14 Stunden Kinderbespaßung mit Mama - mein Corona Alltag


Es ist morgens um 5.56 Uhr und neben mir fängt mein 2-jähriger Sohn an zu zappeln. Ich versuche es zu ignorieren und stelle mich tot. Wenige Minuten später ist die Schonfrist vorbei, er krabbelt er zu mir ins Bett und brüllt: „Mama, will aufsteh’n!“ In diesem Moment kommt sein 5-jähriger Bruder zu uns ins Bett gesprungen und ruft: „Mama, lies mir das Planetenbuch vor, sofort!“ Spätestens jetzt beginnt er - mein Alltag in der Corona-Pandemie: 14 Stunden Kinderbespaßung mit Mama!


Normalerweise würden wir uns nach dem Aufstehen anziehen und uns für die Kita fertig machen. Hierzu müsste ich die Kids ständig antreiben, um rechtzeitig aus dem Haus zu kommen. Das läuft momentan ganz anders bei uns: Es wird erstmal in aller Ruhe gefrühstückt und zwar im Schlafanzug. Einer der wenigen Vorteile, wenn im Lockdown die Kita geschlossen ist. Nach dem Frühstück wird dem 5-Jährigen endlich das heiß ersehnte Planetenbuch vorgelesen, während der kleine Bruder herumtobt und bald auf dem Schaukelpferd steht, weil das Vorlesen des Buches ihm zu langweilig wird. Nach ständigem und sinnlosem Ermahnen (dass er bald herunterfällt) breche ich das Vorlesen bald ab, was bei meinem großen Sohn zu einem Tobsuchtsanfall führt: „Blöder kleiner Bruder, immer muss er stören!“ Jetzt wird doch angezogen, Zähne geputzt und natürlich dabei angetrieben.


Nach der Fertigmach-Tortur beschließe ich, dass ich schnell was vorschlage, was vielleicht allen Spaß macht: „Jungs, lasst uns doch kneten!“ Beide sind sofort dabei und fangen an ihre Knetwerkzeuge aus dem Schrank zu holen und Pläne zu schmieden, welche Figuren entstehen sollen. In den ersten 20 Minuten klappt alles reibungslos, danach will der Kleine auch mit der Knetwerkpresse des Großen eine „Kackwurst“ machen und es kommt zur Rangelei. Ich schlage vor, sie könnten doch zusammen eine „Kackwurst“ pressen und sich gegenseitig helfen. Mein Vorschlag wird tatsächlich angenommen aber nach fünf weiteren Minuten (während ich gerade die Wäsche in die Waschmaschine stecke) höre ich plötzlich lautes Geschrei. Der Finger des kleinen Bruders steckt gerade in der Knetwerkpresse während sein großer Bruder einfach mit voller Kraft zugedrückt hat. Also verbinde ich erstmal den blutenden Finger und versuche den Kleinen zu trösten. Als mir das gelungen ist, ist Kneten natürlich doof und es soll was anderes gemacht werden. Der Kleine möchte puzzeln, der Große möchte das Planetenbuch zu Ende gelesen haben. Also puzzle ich Benjamin Blümchen zusammen während ich gleichzeitig über Saturn vorlese. Zum Glück bin ich eine Frau und beherrsche Multi-Tasking perfekt!


Um 10 Uhr knurrt meinen zwei Tigern wieder der Magen und es gibt einen kurzen Snack zwischendurch. Während die beiden vergnügt vor sich hinmampfen, werfe ich einen Blick in die übervolle Corona-Tiefkühltruhe und versuche ein schnelles Mittagessen vorzubereiten, dass vielleicht allen schmeckt.

Kinder mit Masken

Dann geht es raus in den Garten. Das Wetter ist schlecht und es nieselt. Aber mit Matschklamotten und dick eingepackt ist es ok. Besser als drinnen, wo der ausgeprägte Bewegungsdrang meiner Jungs dazu geführt hätte, dass sie mir die Bude auseinander genommen hätten. Nach einer halben Stunde im heimischen Gartenspielparadies ist dieses natürlich zu langweilig. Die Rutsche im Kindergarten ist viel schneller, die Schaukel viel höher und überhaupt sei es im Kindergarten viel besser. Es kullern die Tränen bei meinem Großen, er möchte wieder seine Freunde treffen. Ich weiß nicht mehr was ich ihm sagen soll. Das Corona-Pixi-Buch, das wir von der Kita für diese Fälle bekommen haben, hat auch keinen guten Tipp mehr parat. Videotelefonie mit Freunden kommt bei Kitakindern einfach noch nicht so gut an!


Nach dem Mittagessen (natürlich hat es einem nicht geschmeckt) soll der Kleine Mittagschlaf machen. Das macht er natürlich nicht mehr in seinem Gitterbett, sondern zieht es vor mitsamt dem Schlafsack einen Köpfer über die Stangen zu machen und dann lautstark an der Türe zu klopfen. Also allesamt ins Auto. Den Großen überzeuge ich damit, dass er während der Fahrt „Die Biene Maja“ anhören darf. Eigentlich genieße ich diese Zeit des Tages. Beide Kinder sind angeschnallt, meist still und können keinen Quatsch machen. Endlich mal raus aus dem Haus! Ich stelle mir vor, wie schön es wäre mit einer Freundin in den Bergen zu wandern oder mal eine Stunde (ohne Kindergeschrei) Yoga zu machen. Wann macht der Kindergarten endlich wieder auf? Nach einer halben Stunde Fahrt ist der Kleine endlich eingeschlafen. Allerdings wird mir ganz schön mulmig zumute, wenn ich an die C02-Emmission und die Kosten der nächsten Tankfüllung denke.


Wieder zu Hause angekommen darf der Große Fernseher schauen. In dieser Zeit schnappe ich mir mein Handy mit Headset und versuche eine meiner Freundinnen anzurufen. Währenddessen erledige ich eine der zahlreichen Haushaltsaufgaben, die niemals enden. Nach ca. einer halben Stunde schalte ich nach mehrmaligem Ankündigen den Fernseher aus und schon hagelt es Beschimpfungen von meinem Großen: „Du dumme Mama! Warum hast du den Fernseher ausgeschaltet? Ich will weiter schauen, du hast mir gar nichts zu sagen!“ Ich versuche die ansteigende Hitze in meinem Kopf und mein Verlangen den 5-Jährigen anzuschreien zu unterdrücken. Ich stelle mir zwanghaft vor, wie süß er doch als Baby war, bevor er einen eigenen Willen entwickelte. Irgendwie gelingt es mir und ich versuche ihn noch zu ein bisschen „Vorschule“ zu überreden. Also basteln wir "Becherraketen" bis der Kleine aus seinem Mittagschlaf aufwacht.

Familien Corona

Nach einem Nachmittagssnack geht es erneut in den Garten. Ich sehe, dass die Nachbarin mit ihren beiden älteren Söhnen im Garten ist. Das könnte er sein: Mein sozialer Kontakt des Tages! Juhuu! Über den Gartenzaun ratschen wir zehn Minuten während die Kinder sich tatsächlich mal mit sich selbst beschäftigen. Im Lockdown gibt es zwar nicht gerade viel Neues zu berichten, aber sie beklagt, wie anstrengend es mit ihren Jungs beim Home-Schooling sei und dass sie kaum Zeit für ihr Home-Office habe. Da bemerke ich, dass ich wirklich Glück habe, dass meine Kinder noch nicht im Schulalter sind und ich meine Elternzeit um ein Jahr verlängert habe.


Um 18 Uhr gibt es Abendessen und mein Mann kommt nach Hause. Am Tisch sitzend bemerkt er allerdings, dass es wieder nur Nudeln gibt. Beim Einräumen der Spülmaschine stellt er auch noch fest, dass diese seit ein paar Tagen nicht gesäubert wurde. Darüber wird sich natürlich auch lautstark beschwert. Das müsse man öfter machen und dann doch bitte auch gescheit. "Nie machst du mal was gescheit!" Meine Antwort lautet nur: "Mach es doch selber gescheit! Wahrscheinlich hing das letzte Mal, als ich die Spülmaschine reinigen wollte, wieder ein Finger der Kinder in der Knetwerkpresse fest!" Gemeinsam wird noch aufgeräumt und die Kids im Bett verstaut.


Um 19.56 Uhr ist es nun endlich soweit: die schönste und ruhigste Zeit des Tages - die Elternzeit -beginnt! Was nun in den beiden verblieben Stunden des Tages anfangen? Zuerst müssen noch ein paar liegengebliebene Sachen im Haushalt erledigt werden. Dann zum Yoga? Zu müde - außerdem macht das online nicht so viel Spaß. Mit den Freundinnen auf ein Glas Wein treffen? Nein, geht ja wegen der Ausgangssperre und dem Kontaktverbot nicht. Mit dem Partner Sex haben? Hmmm, nach dem Streit beim Abendessen hat da wohl auch keiner von uns mehr Lust drauf. Also wird wieder ein Glas Wein eingeschenkt und bei einer weiteren Serie auf Netflix getrunken.


Um 21.56 Uhr falle ich dann todesmüde in mein Bett um die Nachschicht anzutreten. Diese besteht im schlimmsten Fall aus einmal Aufstehen, um ein vollgepieseltes Bettlaken zu wechseln, zweimal die Trinkflasche im Bett suchen (weil sie das Kind nicht selbst finden kann) und einmal selbst aufs Klo zu gehen. Das sind perfekte Ausgangsbedingungen, um am nächsten Morgen wieder die 14-stündige Kinderbespaßung zu starten!


Mit diesem Artikel möchten wir euch Lesern zeigen, dass es in der Pandemiezeit gerade für Familien mit Kindern ein äußerst belastender Alltag ist. Der Beitrag beschreibt einen Tag, den alle Eltern kennen: einen Tag, an dem einfach vieles schief läuft und man sich am liebsten wieder im Bett verkriechen möchte. Wenn ihr wissen wollt, wie man an einem solchen Tag die Notbremse ziehen und etwas anders machen kann, dann lest weiter - aber jetzt:


maldurchdacht Blog


Durch Corona mehr Belastungen für Familien

Auf einmal soll während der Pandemie im Familienalltag alles unter einem Dach stattfinden: Kindererziehung und -betreuung, Home-Schooling, Home-Office und Familienalltag. Klar, dass es dann (auch bei sonst stabilen Familien) immer wieder kriselt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen bei Eltern, Kindern und Lebenspartnern stehen unter Stress und es kommt automatisch öfter zum Streit. Dadurch wird das Familienleben zunehmend angespannter. Und dann noch ein Problem, was Corona verursacht: Man kann nicht einfach mal eben zum Freund oder Freundin um sich auszuquatschen, Unterstützung bei den Großeltern holen oder im Fitnessstudio den Druck wieder loswerden.


Eltern streiten

Was macht das mit uns? Unsere seelische Belastung steigt. In meinem sozialen Umfeld (die meisten davon sind Eltern mit Kindern) konnte ich das im letzten Jahr mitverfolgen: Es gab akute Erschöpfungszustände, Muskelverspannungen, Panikattacken, Herzrasen, Hörstürze und Burn-outs... Das Leben hat sich seit Beginn der Corona-Pandemie auf belastende Art und Weise geändert - nicht nur für Familien. Das merken wir bei uns und auch bei unseren Mitmenschen. Wir versuchen zu Hause das Beste aus der Situation zu machen, aber es gibt eben für jeden auch echt mal schlechte Tage, an denen es nicht mehr klappt sich zusammenzureißen und der ganze Frust mal raus muss. Der Tag von dem ich berichte , war ein solcher Tag an dem alles mal wieder zusammen kam und mein Akku total leer war. Solche Tage gibt es immer wieder und da darf es auch ganz normal sein, an diesem Tag nicht alles perfekt zu machen!


Alltagsstruktur kann helfen

Wie alle Eltern stehe ich im Lockdown wegen Kita- und Schulschließungen vor der Herausforderung, dass die durch die Einrichtungen vorgegebene Alltagsstruktur weg fällt. Wenn man jeden Tag aufs Neue mit seinen Kindern die Zeiten für das Anziehen, das Aufräumen und ins Bett gehen aushandeln muss, kostet das viel Energie. Es kann sehr hilfreich sein nun feste Zeiten für Mahlzeiten, Hausaufgaben/Vorschule, Fernsehen und Bewegung an der frischen Luft einzuführen. Denn feste Strukturen geben den Kindern Sicherheit und Halt. Dabei ist es nicht wichtig mit der Stechuhr dazustehen und um Punkt 18 Uhr das Abendessen zu servieren. Wichtiger wäre es, beispielsweise dass alle Familienmitglieder an den Mahlzeiten teilnehmen. Ein grober Tagesablauf kann also schon helfen. Dieser darf natürlich offen sein für Ausnahmen. So ist es vollkommen legitim im Lockdown auch im Schlafanzug zu frühstücken, wenn alle Familienmitglieder am Tisch erscheinen.


Es dürfen Ausnahmen gemacht werden!

Ausnahmen ist sowieso ein gutes Stichwort. Wichtig ist es auch Auszeiten für sich selbst zu machen, wann immer es irgendwie möglich ist: "Ich darf mich auch mal ausruhen und bin trotzdem eine gute Mutter oder ein guter Vater! 14 Stunden Kinderbespaßung am Tag zu leisten, an sieben Tagen in der Woche ohne Wochenende, Urlaub und Feiertage ist wirklich anstrengend! Wer hat denn einen solchen Job außer Eltern?

Regenbogen Familien Corona

Es ist wichtig mal den Druck rauszunehmen - von sich selbst und auch von den Kindern. Einfach mal sagen: "Jetzt ist Schluss mit Home-Schooling oder mit dem Haushalt!" Auch wenn noch nicht alles erledigt ist. Lieber miteinander kuscheln oder etwas Schönes zusammen machen! Die seelische und körperliche Gesundheit ist wichtiger als Schulaufgaben, das perfekte gesunde Essen oder mal zu viel Fernsehen. So kann man, wenn es der Stimmung gut tut, auch mal ausschlafen, den Schlafanzug länger anhaben oder öfter Pommes essen. In der momentanen Situation brauchen weder Eltern noch Kinder zusätzlichen emotionalen Stress.


Frühzeitig sich Unterstützung holen

Wenn die schlechten Tage immer mehr werden und es zu Hause öfter kriselt, dann muss man sich vor allem in Pandemiezeiten nicht schämen, wenn man sich professionelle Unterstützung holt. Bei Problemen beim Home-Schooling kann es beispielsweise schon helfen die Lehrer darauf hinzuweisen, dass das tägliche Arbeitspensum für das Kind zu groß ist oder mit der Schulsozialarbeit Kontakt aufzunehmen. Es gibt Beratungsstellen, die einem bei familiären Konflikten unterstützen können oder sogar sozialpädagogische Familienhilfen, die zu einem nach Hause kommen. Aber oft hilft es am schnellsten und einfachsten mit einem anderen Elternteil über seine Probleme zu sprechen.


Doch wenn das allein nicht helfen sollte, ihr noch offene Fragen habt oder ihr in eurer Familie etwas anders machen möchtet, ihr aber noch nicht wisst wie, dann möchte ich euch meine Beratung

malnachgefragt Beratung für Eltern

als Hilfe zur Selbsthilfe anbieten! Klickt doch einfach mal hier und vereinbart ein kostenloses Erstgespräch mit mir.

Denn eins ist gewiss, in der Corona-Pandemie sitzen alle Eltern im gleichen Boot und haben mit den zunehmenden Belastungen im Alltag zu kämpfen!



 
 
 

Comments


03_portrait-7743 (2).jpg

maldurchdacht.
Von Eltern. Für Eltern

In unseren Blogbeiträgen berichten wir lebensnah über typische familiäre 

Alltagssituationen und beleuchten diese zusätzlich mit unserem professionellem Wissen. Wir wollen euch Lesern damit das Gefühl geben, dass ihr mit euren Alltagsthemen nicht allein seid.

Gleichzeitig möchten wir mit unseren Beiträgen einen Anstoß geben, alte Muster zu durchbrechen und neue Dinge auszuprobieren.

Einfach maldurchdacht!

Teilt euren Familienalltag mit uns!

Wie fandet ihr unsere Blogartikel? Habt ihr noch was anzumerken?

Dann schreibt uns doch einfach ein Kommentar!

Was sind eure Themen im Familienalltag? Was beschäftigt euch gerade und wo drückt bei euch der Schuh? Wir verfassen auch gerne einen neuen Blogartikel über eure Themen und setzen uns damit auseinander.

Schreib doch mal...

Gehen eure Fragen weiter und ihr wünscht euch professionelle Unterstützung in eurem Alltag, um eure familiäre Situation zu klären, dann probiert doch mal unsere Beratung aus!

Kommentar
Schreib doch mal

Kontakt

Danke für die Nachricht!

  • Facebook
  • Instagram
bottom of page